Direct Mailers Roundtable

Die Profi-Seite für Texter und Direktwerbe-Unternehmer

Soll ein Texter auch die Grafik liefern?

13. Juli 2006

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Direct Mailer’s Roundtable
peterjuergenbeck@coin-sl.com

13. Juli 2006

SOLL EIN TEXTER AUCH
DIE GRAFIK LIEFERN?

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So, jetzt habe ich mir das Layout-Programm
QuarkXpress 7 doch gekauft - entgegen den
bürokratischen Kaufhürden, die der europäische
Vertreiber Interessenten vor die Nase setzt.

(Ich berichtete Ihnen darüber im letzten DMR.)

Mit mehr Zeit hätte ich mir das Programm aber
besser gleich selbst aus den USA geholt. Dort
gibt’s QuarkXpress 7 schon für 750 $, hier in
Europa zahlte ich saftige 1.800 Euro.

Aber diese riesigen Preis- und Service-
Unterschiede zwischen USA und Europa sind wir
ja schon gewohnt.

Nun stellt sich natürlich für Texter und deren
Auftraggeber diese Frage hier: Soll ein Texter
Text plus Layout in einem Packet anbieten?

Grundsätzlich meine ich: Ein Direkt-Mailing-
Texter setzt sich nur dann durch, wenn er auf
seinem Gebiet Spitzenklasse ist.

Und dieses Gebiet ist beim Texter eben das
Texten. Eine Doppelbegabung »Texten plus Design
auf Spitzenklasse« nimmt ihm der Auftraggeber
nicht ab.

Das heißt: Kommt da ein Texter und sagt, dass
er genau so gut Grafiken erstellen kann wie
texten, dann glauben ihm das nur unerfahrene
Auftraggeber.

Ich meine also, es bringt unterm Strich mehr
Renommee und Geld, wenn ein Texter nur als
Texter auftritt. Ich weiß aber, dass es da
Kollegen gibt, die anderer Meinung sind.

Warum habe ich mir dann QuarkXpress 7 für 1.800
Euro gekauft?

Ich schreibe öfter mal einen Magalog (das ist
in etwa ein Verkaufsbrief in Zeitschriften-
Layout. Also einige Textkästen, Bilder, 3-
spaltiger Umbruch).

Es gibt Texter, die schreiben für so einen
Magalog die Texte, scribbeln dann auf einigen
Seiten Papier auf, wie sie sich dann den
fertigen Magalog vorstellen.

Muss ich aber schon die Grund-Idee für einen
Magalog scribbeln, dann kann ich auch gleich
die ganze Arbeit machen. Denn wenn ich einen
Entwurf zeichne, dann passt hinterher immer mal
wieder meine Textlänge nicht.

Mir fällt es dann eben leichter, wenn ich
meinen Magalog dann gleich Seite für Seite
layoute.

Ich sehe dann gleich auf die Zeile genau, wie
viel Text passt. Wie die Überschriften passen.
Ob da 18 Punkt Schriftgröße besser wirkt als
Schriftgröße 24 Punkt. Ob ein Bild besser auf
linke Seitenhälfte passt oder auf die rechte.
Und so weiter…

Was bleibt mir anderes übrig? Ich layoute also
meinen gesamten Magalog auf dem Apple Macintosh
selbst.

Nun wäre es einfach, ich könnte das fertige
QuarkXpress-Layout gleich so wie es ist an den
Auftraggeber senden. Der könnte es dann nach
den Korrekturen unkompliziert ans Satzstudio
oder die Druckerei weitergeben….

Leider haben die wenigsten Auftraggeber Apple-
Computer im Haus - und QuarkXpress schon gar
nicht. Da bleibt also nur eins: Das
QuarkXpress-Layout ins PDF-Format exportieren
und dem Auftraggeber zusenden. PDF können fast
alle PC-Nutzer mit ihrem Acrobat Reader lesen.

Nun beginnt aber der schwierige Teil der Übung:
Der Auftraggeber korrigiert auf dem PDF-
Dokument herum, der Texter muss die Korrekturen
dann auf QuarkXpress übertragen.

Dabei passieren Flüchtigkeitsfehler. Schlimmer
aber noch: Das Layout ändert sich also ständig.

Der Texter korrigiert jetzt also nicht nur
seinen Text (was ja seine Ur-Aufgabe als Texter
ist), sondern bastelt auch noch am Layout
herum.

Ich meine, dabei verliert der Text an Qualität.
Der Texter konzentriert sich nicht 100%-ig auf
seinen Text, sondern hat immer auch noch das
Layout im Kopf.

Das war für mich der Grund, dass ich dann vor
einigen Jahren mein altes QuarkXpress 3 nicht
mehr up-datete, sondern nur mehr mit Word
arbeitete.

Damit sahen die Magalogs auch schon sehr gut
aus, aber ich konnte meine Word-Dateien besser
mit dem Auftraggeber austauschen. Für mich war
auch wichtig, dass ich viele Word-Utilities,
wie Word Count, AutoCorrect, Spelling and
Grammar anwenden konnte.

Bald wurden meine Word-Layouts dann so gut,
dass ein Auftraggeber plötzlich eine üble
Marotte entwickelte: Sein Beurteilungs-Komitee
und er könnten mein Mailing angeblich nur dann
beurteilen, wenn ich es fertig designed
abliefere.

Also…

…der Brief muss genau auf 12 Seiten laufen
(und keine Zeile länger),

…das Response-Element muss auf den Millimeter
genau gezeichnet sein,

…und so weiter

Er verstand nicht, dass mein Word-Document im
Wesentlichen ein Manuskript war - auch wenn es
schon wie ein fertiges Layout aussah.

(Ich gab dann den ganzen Auftrag zurück. Ich
hatte einfach keine Lust mehr, alles wieder und
wieder zu erklären.)

Dann kommt noch was…

Bieten Sie Text alleine an, dann korrigiert Ihr
Auftraggeber nur am Text herum. So lange, bis
er zufrieden ist. D-a-n-n erst gibt er diesen
Text an den Grafiker weiter. Am Text wird dann
nichts mehr geändert.

Sie arbeiten also so lange an Ihrem Text bis er
fertig ist. Dann ist er fertig und geht zum
Grafiker. Sie haben nichts mehr damit zu tun.

Ganz anders ist das aber, wenn Sie Text und
Grafik gleichzeitig anbieten. Dann wird es
Ihnen ziemlich sicher passieren, dass Ihr
Auftraggeber erst an der Grafik
herumkritisiert. Ist die dann endlich fertig,
fällt ihm was Neues zum Text ein - möglichst
auch noch kurz vorm endgültigen
Abgabetermin….

Dann müssen Sie auch die Grafik wieder ändern.
Und Sie kommen zeitlich ordentlich ins
Schleudern.

Die ideale Arbeitsweise wäre die enge
Zusammenarbeit mit einem sehr guten Grafiker.
Einem, der sich in exzellente Direktwerbe-
Magalogs reindenken kann.

Den aber finden! Das ist ein Kunststück!
(Grafiker betrachten sich oft noch mehr als
»Künstler« und sind oft noch schlechter
ausgebildet als die zickigsten Möchtegern-
Texter.

Also, meinen aktuellen Magalog erstelle ich mit
großem Spaß mit meinem neuen QuarkXpress 7.
Weil ich genau weiß, wie das Resultat aussehen
soll. Und weil ich mit dem Auftraggeber schon
seit vielen Jahren super zusammenarbeite.

Ansonsten lasse ich Sie hier etwas im Regen
stehen:

Sie müssen von Auftraggeber zu Auftraggeber
immer wieder individuell entscheiden, ob Sie
Grafik mit anbieten oder nicht.

Ich würd’s grundsätzlich nicht tun.

Grundsätzlich meine ich also, dass es sich für
einen Profi-Texter schlecht macht, wenn er
angeblich auch ein Super-Grafiker ist.

Ich habe mir jetzt dennoch wieder QuarkXpress
gekauft, weil ich einfach leichter schreibe,
wenn ich das fertige Layout schon vor mir auf
dem Bildschirm vor mir sehe. Ich schreibe dann
genau auf Zeile.

Allerdings bitte ich meine Auftraggeber immer,
dass sie meine Layouts noch mal von einem
echten Grafik-Profi optimieren lassen.

Ich sage meinem Auftraggeber also deutlich, dass
ich Texter bin, der ihm einen Layoutentwurf liefern
kann — aber kein Profi-Grafiker (was nicht aus-
schließt, dass viele diese Entwürfe dann doch schon
als Endvorlage verwendbar sind).

Mit freundlichen Grüßen
Peter J. Beck

www.coin-sl.com/texter

PS: Es gibt QuarkXpress auch für Windows-PCs.
Ich fragte mehrere Profisetzer, Print-
Hersteller und Druckerei-Geschäftsführer. Sie
sagten mir, sie könnten nur mit QuarkXpress-
Dateien auf Apple-Macintosh-Basis etwas
anfangen.

Kann sein, dass es auch andere Lösungen gibt.
Aber für uns Praktiker und PC-Nicht-Experten
zählt nur das, was in der Praxis unkompliziert
funktioniert.
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Wenn´s pressiert: So schreiben Sie schneller

2. Juli 2006

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Direct Mailer’s Roundtable
peterjuergenbeck@coin-sl.com

2. Juli 2006

WENN´S PRESSIERT: SO
SCHREIBEN SIE SCHNELLER

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Liebe Leserin, lieber Leser,

viele Schreiber quälen sich sinnlos mit einem
Verkaufsbrief ….sie quälen sich damit, weil
sie sich an blödsinnige »Regeln« halten, die
sie schon in der Schule gelernt haben…

Ich rede von der Gliederung …und dem Drang,
dass man einen Text immer von oben nach unten
schreiben will …und dabei Punkt für Punkt der
Gliederung abklappert.

Einige unserer US-Texter-Vorbilder raten sogar,
wir sollen für ein Mailing erst die Headline
schreiben, dann den Einstieg, usw.

Ich sprach darauf einige Texterkollegen -
sowohl in Deutschland als auch in den USA - an:
Fast schon beschämt »gestanden« viele mir
hinter vorgehaltener Hand: »Ich mach’s gaaaaanz
anders!«

Die Vorgehensweise dieser Profis besteht darin:
Hinschreiben, was mir gerade einfällt.

Ich zeig’s Ihnen an einem Beispiel…

Gerade schrieb ich das Mailing für ein extrem
gutes Sekretärinnen-Handbuch….

Da hatte ich einen dicken Schmöker vor mir,
proppevoll mit überraschenden Arbeitstechniken
und Vorgehensweisen für Sekretärinnen.

Zum Beispiel: »Was mache ich als
Chefsekretärin, wenn mir eine Kollegin
vertraulich sagt, dass sie einen neuen Job
gefunden hat. Muss ich das meinem Chef sagen,
damit er rechtzeitig Ersatz suchen kann?«

Das Handbuch bringt einen überraschenden
Kompromiss, wie die Sekretärin beiden gegenüber
loyal und fair bleibt: Der Kollegin u-n-d dem
Chef.

Oder was tun, wenn der Chef nie danke sagt?
Oder was tun, wenn man als Sekretärin dringend
in den voll besetzten Konferenzraum muss:
Anklopfen oder nicht? Was sagen? Nichts sagen?

Ich wusste also, da steht viel Interessantes
für Sekretärinnen drin, aber ich fand alles
gleich gut. Wie also meinen Brief anfangen?

Da hätte ich tagelang überlegen und
ausprobieren können.

Die Lösung, damit ich s-o-f-o-r-t schreiben
konnte:

Ich schrieb einfach spontan über die Handbuch-
Tipps, die mir gerade besonders gut gefielen.
Auf diese Weise hatte ich schnell einige Seiten
mit möglichen Paragrafen für meinen Brief
fertig.

Zwischendurch schrieb ich auch schon den
Schluss meines Briefes. Also: Das Angebot (14-
Tage-Test gratis), die Garantie
(Rückgaberecht), die Wiederholung der
wichtigsten Nutzen, die Schluss-Aufforderung
(Klicken Sie hier…).

Angst vorm leeren Bildschirm? Die haben Sie bei
so einer Vorgehensweise nie. Sie sind ja immer
im Schreiben.

Und bei der geschilderten Vorgehensweise haben
Sie plötzlich viele Alternativen für einen
Einstieg …und die Headline dazu fällt Ihnen
wahrscheinlich automatisch ein.

Den Briefschluss zuerst schreiben, das hörte
ich schon von vielen Profis. Denn haben Sie
erst einmal den Schluss, dann führt Ihr Brief
automatisch zum Ziel. Sie begehen keine
Themaverfehlung (welche uns schon beim
Deutschaufsatz im Gymnasium automatisch eine
Sechs - »Ungenügend« - brachte).

Sie schreiben also Ihr Mailing nicht mehr
linear von oben nach unten, sondern
dreidimensional durcheinander. Was Ihnen gerade
einfällt …was Ihnen gerade besonders gefällt:
das tippen Sie zuerst in den PC. Keine Regeln,
keine Gliederung, keine Schreibschranken.

Bei diesem »chaotischen« Schreibstil schreiben
auch Perfektionisten schnell und locker:
Erstmal schreiben, Fehler akzeptieren - das
Geschriebene ist ja sowieso noch nicht
endgültig, wird herumgeschoben, redigiert.

Für diese chaotische Arbeitsweise verwende ich
manchmal das Schreibprogramm »Z-Write« aus den
USA.

Sie können damit einige Textblöcke schreiben
und dann in unterschiedlicher Reihenfolge
zusammenfügen. Sehen Sie sich einfach mal die
Testversion unter http://www.z-write.com/an.

Allerdings gelingt Ihnen die von mir
geschilderte Arbeitstechnik auch sehr gut mit
Word. Vor allem mit der Funktion »Outline«
unter »View« (Ansicht). Probieren Sie’s
einfach aus.

Eine andere Technik, wie Sie schneller zu Ihrem
Verkaufsbrief kommen ist die….

Stellen Sie sich vor, Sie schreiben auch ein
Mailing zu einem Handbuch oder einen
Newsletter.

Sie lesen zuerst das Handbuch oder einige
Newsletter-Ausgaben durch und machen sich dabei
Notizen. Mein Tipp: Formulieren Sie diese
Notizen gleich in veröffentlichungsreifen
Bullets.

Zum Beispiel bei einem Newsletter für
Geldanlage…

Bisher notierten Sie: »20% Gewinnsteigerung in
einem Jahr.«

Jetzt formulieren Sie gleich druckreif: »10.000
Euro, die Sie mit dieser Aktie anlegen,
finanzieren Ihnen eine Kreuzfahrt auf dem
Mittelmeer, einen gebrauchten Kleinwagen für
Ihre Frau oder die Anzahlung für ein Häuschen
auf Kreta… oder 2.000 Euro auf dem Sparbuch.«

Viel Erfolg beim schnelleren Schreiben
wünsche ich Ihnen

Peter J. Beck
www.coin-sl.com/texter

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