Direct Mailers Roundtable

Die Profi-Seite für Texter und Direktwerbe-Unternehmer

Keine Chance für Besprechungs-Junkies

17. August 2004

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Direct Mailer’s Roundtable
peterjuergenbeck@coin-sl.com

ALLES ÜBER DIE MITGLIEDER VON BESPRECHUNGS-GREMIEN

– und wie Sie mit diesen unnützen
Besprechungs-Junkies souverän umgehen

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Ausgerechnt im Herzen meines Traumlandes Amerika musste mir dieser Horror passieren…

Ein sündteures Restaurant mitten in Washington D.C. Wenige hundert Meilen vom Weissen Haus entfernt. Letzter Samstag im Mai. Auf der Hauptstrasse unten rauschten dicke V-8-Schlitten vorbei. Hin und wieder donnerte eine Harley Davidson an einer Ampel los.

Mein Gegenüber am Tisch war Verlagsleiter. Alles hätte so schön sein können. Wir hätten über neue Werbestrategien aus Amerika reden können. Oder über eine der Werbekampagnen, die uns tagsüber einer der 400 Teilnehmer des Newsletter- und Electronic-Publishing-Kongresses im teuren Marriott-Mayflower-Hotel vorgestellt hatte.

Wir hätten auch über mein jüngstes Mailing für den Verlag sprechen können. Das hatte gerade das Vergleichsmailing ums Dreifache geschlagen. Aber »mein« Verlagsleiter zeigte mir immer wieder drei Finger und sagte: »Drei Besprechungen pro Auftrag! Auch wenn wir uns mal nur treffen, um ein Bierchen zu trinken…«

Es ging den ganzen Abend nur um dieses eine Thema: »Drei Besprechungen pro Auftrag!« Nichts Gutes für mich. Die 3 Tage Ende Mai/Anfang Juni in Washington D.C. sind für mich eine äusserst wichtige Zeit, auf die ich mich das ganze Jahr über freue.

Bei dem grossen Meeting (rund 400 Teilnehmer) der Newsletter- and Electronic Publishing Association (NEPA) treffe ich mich mit Kollegen aus ganz Amerika oder lerne den einen oder anderen amerikanischen Verlagsmanager kennen. In jenem Jahr war ich mit einer kanadischen Texter-Kollegin verabredet. Wir wollten uns gegenseitig Kollegen vorstellen, unsere Kontakte austauschen.

Gerade der Samstagabend ist immer sehr wichtig. Da kann man sich immer einer interessanten US-Gruppe zum Abendessen — zum Beispiel in Georgetown — anschliessen. Eine Super-Quelle zum Ausfragen, wie’s die Amis machen — und ich steckte jetzt in einem nutzlosen Besprechungs-Horror fest.

Normalerweise hoffe ich immer, dass jede Stunde dieser 3 Tage in Washington möglichst langsam vergeht. Jetzt hoffte ich, dass die Zeit auf Turbo schaltet und schnell vergeht. Vergeudete Zeit, verdammt noch mal!

Meine Erfahrung mit solchen Besprechungen ist die: Praktisch nie sind die Teilnehmer so einer Besprechun so tief in Ihr Arbeitsthema involviert, wie Sie selbst.

Sie können reden, reden und reden. Ihr Besprechungs-Partner — nein, Gegner — denkt und bespricht weiter in seiner Denkrille.

Ein junger Werbechef von Siemens erzählte mir das viel drastischer: »Bei Besprechungen gewinne immer ich und setze meine Meinung durch!«

Warum soll man mit so jemandem dann noch seine Zeit vergeuden???

Unfreiwillige Besprechungen bedeuten also: Mindestens zwei Menschen besprechen aneinander vorbei…

Allerdings mit einem wichtigen Unterschied: Die Gremiums-Mitglieder riskieren nichts. Die sind eingeladen zum Kritisieren, zum Bedenken äussern, zum Wichtig machen.

Ihnen aber geht es zum Beispiel als Texter um etwas sehr Wichtiges: Klare Ergebnisse, die sich dann auch in die Praxis umsetzen lassen.

Das Gremium kann zum Beispiel folgenden Satz in einem Liebesbrief leicht kritisieren: »Mein Herz schlägt für Dich!« Gremiums-Bedenken: »Das Wort schlagen könnte beim Leser falsche Assoziationen wecken.«

Aber sollen Sie als Texter jetzt schreiben: »Mein Herz pumpt für Dich«. (Leider kann es Ihnen in der Praxis leicht passieren, dass man Sie zu so einem Blödsinn zwingen will.)

Also, es ist so…

Die Gremiums-Mitglieder einer Besprechung wollen und dürfen etwas sagen, sind aber für die praktische Umsetzung nicht verantwortlich. Dem Jungsoziologen in einem Gremium kann es egal sein, ob Ihr Verkaufsbrief verkauft oder nicht.

Selbst schreiben ist etwas ganz anderes, als darüber reden. Auf jeden Schreiber kommen ein paar Tausend Kritiker, die alles besser wissen.

Die Gremiums-Wichtigmacher machen also Vorschläge, kritisieren und äussern Bedenken, für die sie nicht verantwortlich sind. Sie als Schreiber sitzen aber einsam dabei und bekommen nicht die Antworten und Entscheidungen, die Sie dringend brauchen.

Die Gremiums-Besprecher besprechen das, was sie selbst für wichtig halten - und damit die gut bezahlte Zeit vergeht. Die wahre Problematik des Themas interessiert sie wenig (Hauptsache, es ist bald Feierabend).

Eben genauso, wie es mir mit meinem oben genannten Besprechungspartner in Washington ging. Für ihn waren Besprechungen wichtig — nicht erfolgreiche Mailings. Wär’s anders gewesen, hätten wir über Mailings gesprochen und nicht über Besprechungen.

Besprechungen als Ritual in der Verlagsarbeit. So, wie der Verlagsmanager das seit vielen Jahren kennt. Einfach mal eine Flugreise für ein Bierchen? Warum nicht? Alle zwei Wochen 5.000 Kilometer hin- und herreisen? Warum nicht?

Hauptsache die bürokratischen Rituale sind eingehalten!

Keine Chance für mich, meine Arbeitsweise zu erklären. Wie wichtig es für mich ist, dass ich mich wochenlang alleine in mein Werbethema einarbeiten kann - und dabei völlig ungestört sein muss. Dass meine erfolgreichen Mailings nur dann entstehen, wenn ich meinen bewährten Arbeitsstil einhalte und nicht wie ein Werbefuzzi durch die Gegend reise und mich bei Besprechungen wichtig mache.

Zufällig lese ich gerade im Stern eine Geschichte über den deutschen Thriller-Autor und Werbeagentur-Mitinhaber Frank Schätzing (»Der Schwarm«; Kiepenheuer & Witsch). Der Stern beschreibt, wie Schätzing anderthalb Jahre schrieb: »Nicht mal seine Frau wusste, was er da machte« — und zitiert den Bestseller-Autor:

»Am Ende wusste ich nicht, ob ich was Gutes oder Schrott geschrieben hatte. Ich hatte achtzehn Monate lang im eigenen Saft geschmort. Aber nur so kann ich arbeiten«.

Sein Buch mit anderen diskutieren, bevor es vollendet ist? »Unvorstellbar!« sagt Frank Schätzing. »Wenn ich etwas aus der Hand gebe, muss es gut sein.«

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Wie gefährlich Besprechungs-Gremien und ihre
Besprechungen sind, zeige ich Ihnen an folgendem
Beispiel:

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Werbeobjekt ist ein Loseblatt-Werk über Aktien. Anruf am Freitagnachmittag: »Könnten Sie uns bis Montag einen Vorschlag schicken, wie Sie dazu ein Mailing schreiben würden.«

Wie ein Verrückter hacke ich bis Montagmorgen einen Werbebrief in den PC. Gedacht als Ideen-Skizze! Per E-Mail schicke ich den Brief weg — höre dann Wochen lang nichts. Schliesslich eine nette Antwort: »Sehr gut — mit Betonung auf SEHR.«

Völlig falsch denke ich, dass der Werbebrief nun genehmigt ist. Denkste!

Nun beginnt ein Monate langes Besprechungs-Ritual. Jeden Freitag werde ich gebeten, das und jenes zu ändern. Die Woche über wird dann in Gremien darüber diskutiert - und ich soll dann wieder etwas »Wichtiges« ändern.

Meinen Werbebrief habe ich zum Beispiel am vorbildhaften Aktien-Ideal »Porsche« aufgehängt. Nun besprechen die Gremiums-Bedenkenträger Monat für Monat, »ob man das so lassen darf oder nicht«. Porsche als Beispiel? Da könnten sich BMW- und Mercedesfahrer übergangen fühlen.

Schliesslich wird mein knackiger Porsche-Briefeinstieg durch das wissenschaftlich unangreifbare und schwammige »einige Aktiengesellschaften« ersetzt - und versaut.

Da ich schon Monate Arbeit in das Projekt investiert habe, lasse ich mich immer mehr auf den Gremiums-Terror ein. Schreibe von nun an fast nur mehr für das Gremium, damit alles bald vorbei ist.

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Wie gut alles OHNE Besprechungen funktioniert,
zeige ich Ihnen an diesem Beispiel…

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Der »Chefredakteur« eines Auftraggebers wollte mein neues Mailing für einen Newsletter über Aktien-Trading blockieren. Andeutungsweise hatte er irgendeinen Zoff mit dem Verlag, der mich nichts anging. Gleich als ich das erste Mal anrief, machte Herr »Chefredakteur« auf wichtig: »Wenn Sie Fragen haben, schicken Sie mir bitte ein E-Mail.«

Ausserdem sei das derzeit eingesetzte Mailing sowieso optimal: »Da gibt es nichts zu verbessern.«

Da er dann auch die E-Mails nicht beantworten wollte, verwies mich die Produktmanagerin an den Co-Redakteur vom Chef. Der, hauptberuflich kleiner Sparkassen-Angestellter, profilierte sich als wichtiger Besprecher. Immer wenn ich wegen einer Frage anrief, flüsterte er: »Bin in einer Besprechung, rufen Sie bitte am Donnerstag um 20 Uhr an.« Da war er dann auch nicht erreichbar.

Korrekturen an meinem Mailing machte er wenigstens gnädiger Weise. Er schrieb »falsch« an den Rand meines Manuskripts, wenn ihm etwas nicht zusagte. Was nun falsch sei, wollte er mir aber nicht sagen oder schreiben. Das solle ich mir bitte selbst zusammenrecherchieren.

Jetzt machte mir die Sache erst richtig Spass…

Ein arroganter Nachwuchs-»Chefredakteur« und ein wichtiger Halbbeamter von der Sparkasse, die konnten mir mein Mailing nun wirklich nicht vermiesen. Ich besorgte mir ein tolles US-Buch über Aktien-Trading, las es über Nacht durch und schrieb die nächsten 3 Tage meinen Verkaufsbrief.

Einige Monate später rief ich die Produktmanagerin an und fragte nach dem Response. Antwort: »Super! Ihr Mailing hat unser bisher eingesetztes dreifach geschlagen!«

Das Schöne an unserer Welt: Ehrliche Leistung siegt doch immer wieder über Arroganz und Dummheit.

Aber ich bin Ihnen noch eine Antwort schuldig…

Wie Sie mit diesen unnützen Besprechungs-Junkies umgehen! Machen Sie das gleiche, wie die geknechteten Vasallen von Honnecker, Castro und Co:

Ergreifen Sie die erste Chance zur Flucht!!!

Zwei weitere Arbeitswochen ohne nutzlose Besprechungen wünscht Ihnen…

Peter J. Beck
Mailing-Texter
COIN S.L.
peterjuergenbeck@coin-sl.com

In den nächsten DIRECT MAILER’S ROUNDTABLEs zeige ich Ihnen, wie leicht Sie selbst entscheiden, wie viel Geld Sie mit Direct-Mailing verdienen…

Gerade in den vergangenen Wochen erlebte ich wieder mit, wie Unternehmen mit einer einfachen Landing-Page innerhalb weniger Tage 10.000 Euro, 20.000 Euro und mehr Umsatz machten. Geld, auf das viele Unternehmen verzichten, weil sie sagen: »Unsere bürokratischen Regeln sind uns wichtiger!«

Ich zeige Ihnen aber auch, wie Unternehmen durch bürokratische Unflexibilität und Obrigkeitsgläubigkeit Zig-Tausende von Euro bei der Produktion von Werbemitteln vergeuden… und wie Sie das vermeiden.

(Ihre Werbemittel werden Sie halb so viel kosten wie bisher!)

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