Direct Mailers Roundtable

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Niemand braucht Diplom-Werbetexter!

3. August 2006

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Direct Mailer’s Roundtable
peterjuergenbeck@coin-sl.com

3. August 2006

NIEMAND BRAUCHT DIPLOM-WERBETEXTER!!!

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Liebe Leserin, lieber Leser der »Generation
Praktikum«, über die der SPIEGEL in dieser Woche
in seiner Titelgeschichte berichtete…

Sie kommen frisch von der Uni oder haben sonst
irgendeine angeblich sehr qualifizierte
Ausbildung hinter sich, bekommen aber keinen
festen, »normalen« Job.

In der Hoffnung, dass Sie doch mal irgendwo
hängen bleiben, wandern Sie von Praktikum zu
Praktikum. Werden dort schlecht bezahlt und
ausgenutzt.

Ich verstehe nicht, warum Ihnen nicht mal der
SPIEGEL die ganze Wahrheit sagte…

Als Beispiel berichtete er auch unter vielen
anderen über eine 25-jährige Mireille, die an
der Fachhochschule in Nürnberg BWL studiert
hatte…

Nach ihrem Diplom im Frühjahr 2004 zog es sie
in den PR-Bereich, sie absolvierte zunächst ein
einjähriges Volontariat bei einer Promotion-
Agentur in Hamburg. Anschließend hätte sie dort
nur projektbezogen bleiben können, für drei
Monate. Sie lehnte ab. »Ich dachte, ich hätte
bessere Chancen, gerade wegen meiner
Berufserfahrung.« Doch alles, was ihre bis dato
rund 300 Bewerbungen einbrachten, waren zwei
Praktika in Hamburger Werbeagenturen mit 50-
Stunden-Woche und Wochenendarbeit für 500 Euro
brutto im Monat…

Was der SPIEGEL verschwieg…

Die 25-jährige »zieht« es zwar in den PR-
Bereich, lernte aber in ihrem Diplom-Studium
nicht, wie man einen Pressetext schreibt.

Sie lernte nicht, wie man die Konzeption für
eine PR-Aktion schreibt, die in der Praxis
funktioniert, sprich: die Gewinn bringt.

Wer soll sie also im PR-Bereich schon fest
anstellen? Und wer soll ihr ein festes Gehalt
zahlen? Wofür denn?

Eine Studien-Absolventin kann also noch so
viele Praktika hinter sich bringen - lernt sie
nicht irgend etwas, das ein Arbeitgeber in
Gewinn umsetzen kann, bekommt sie kaum einen
festen Arbeitsplatz.

Millionen angeblich gut ausgebildeter Menschen
in der Ausbildungsfalle!

Diese Ausbildungsfalle sieht so aus…

Junge Menschen absolvieren eine angeblich gute
Ausbildung. Zum Beispiel Journalistik. Sie
haben dann unendlich viel Theorie gelernt,
können z.B. den kommunikativen Denkansatz von
Professor A mit dem kommunikativen Denkansatz
von Professor B vergleichen … sie können aber
keine Reportage so gut recherchieren und so gut
schreiben, dass ihnen dafür jemand regelmäßig
Geld bezahlen will und ihnen dazu auch noch einen
festen Anstellungsvertrag gibt.

Der Haken liegt nämlich darin: Die Unis bilden
für Großbetriebe aus. Für den Studiengang
Journalistik holen sich die Professoren z.B.
Anregungen von Akademikern der Süddeutschen
Zeitung und der Zeit…

Und Uni-Absolventen, die dann tatsächlich bei
diesen Blättern landen, haben ein Riesenglück:
Sie erhalten bei diesen Blättern dann endlich
eine richtige Journalisten-Ausbildung.

Die Uni-Absolventen, die aber NICHT bei diesen
Blättern landen, haben ein Riesenpech: Die
meisten werden wohl nie richtige Journalisten
werden…

Viele hangeln sich von Praktikum zu Praktikum,
lernen dort aber nie so zu arbeiten, dass ihnen
jemand dafür einen festen Anstellungsvertrag
gibt. Sie bleiben ewige Dilettanten.

Einige erhalten doch einen Anstellungsvertrag.
Aber einen gefährlichen! Diesen Anstellungs-
vertrag erhalten diese Uni-Absolventen nur,
weil sie noch jung und daher noch »billig«
sind.

Sie machen den Job einige Jahre lang. Verlieren
sie ihn dann, stehen sie schlimmer da als
vorher: Über 30 Jahre alt und für die
Medienbranche daher uralt. Nach wie vor nur
äußerst theoretisch ausgebildet. Praxis-
erfahrung nur in einem Bereich, für den
Arbeitgeber nur Billigkräfte einstellen wollen.

Und weil sie für die Praxis trotz Uni-Abschluss
nur auf eine Schmalspur-Ausbildung
zurückgreifen, haben solche Absolventen auch
als freiberufliche Journalisten keinerlei
Chancen. Viele wissen ja nicht einmal, wie man
die Textverarbeitung Word professionell
anwendet.

(Nebenbei gesagt wäre die Obrigkeit schön blöd,
würde sie sich hervorragend investigativ
arbeitende Top-Journalisten heranbilden.)

Ähnlich ist das bei Studienschwerpunkten wie
Marketing. Deutsche Unis bilden Marketingleute
nur als Sachbearbeiter oder Trainees für
Großunternehmen wie Siemens oder BMW aus. Daher
lernen Marketingstudenten unendlich
komplizierten statistischen Rechen-Wirrwarr
…aber nicht, wie man zum Beispiel als kleiner
Verlag einen Newsletter auf den Markt bringt.

Das Diplom an der Wand reicht also nicht für
diejenigen, die keinen Unterschlupf bei großen
Unternehmen oder beim Staat finden. Es genügte
vielleicht früher. Da holten sich Unternehmen
Absolventen von der Uni und bildeten sie dann
selbst für langfristigen Einsatz aus.

So langfristig denken heute viele Unternehmen
nicht mehr. Können sie nicht. Zu schnell
verändert sich die Welt.

Was also tun, wenn Sie Germanistik,
Journalistik, Marketing oder ähnliche Fächer
studiert haben und sich nun als Werbetexter
etablieren wollen?

Das Wichtigste: Vergessen Sie Ihr Uni-Papier!

Ich las mal in einem Texter-Forum das hier:
»Ich bekomme einfach keine Aufträge. An meiner
Ausbildung kann das nicht liegen, schließlich
bin ich Germanistin.«

Ähnliche Selbstüberschätzung höre und lese ich
auch immer wieder von Absolventen, die von
privaten Institutionen (z.B. Werbeakademie)
ausgebildet wurden: »Ich habe doch ein Diplom
als Werbetexterin, da muss ich zur Übung keine
journalistischen Texte schreiben… das habe
ich nicht nötig.«

Vergessen Sie’s!

Niemand braucht Diplom-Werbetexter!

Unternehmen brauchen mehr Umsatz, mehr Gewinn,
mehr Verkauf. Keine Diplomanden.

Kommt jemand zu ihnen und sagt, »guten Tag, ich
bin Werbetexter, hier ist mein Diplom«, so
interessiert das die Unternehmen wenig.

Viel mehr interessiert es diese Unternehmen,
wenn ihnen jemand mehr Umsatz, mehr Gewinn,
mehr Verkauf bringt. Egal, ob mit oder ohne
Diplom.

Vergessen Sie auch den Blödsinn von der
angeblichen Überqualifikation.

Da berichtete der SPIEGEL zum Beispiel, dass die
anfangs genannte Diplom-Betriebswirtin Mireille
jetzt einen Halbjahres-Job als Verkäuferin in
einem Schmuckgeschäft hat…

Ist sie dafür überqualifiziert? Weil sie ein
Diplom hat?

Das würde ja bedeuten, dass sie dank Diplom
zwei, drei mal mehr verkauft als ihre
Kolleginnen ohne Diplom!

Verkauft sie aber weniger, dann ist sie für
ihren Job unterqualifiziert. Trotz Diplom!

Lassen Sie sich nicht veralbern… es ist
einfach so, dass jetzt mit der Globalisierung
Leistung mehr zählt als Papier.

Verlassen Sie sich also nicht auf Ihr Papier.
Viele glauben, mit einem Diplom in der Tasche
müssen sie nicht mehr so hart arbeiten. Glauben
Sie das nicht!

Was also tun? Vergessen Sie Ihr Diplom, wenn
Sie erfolgreiche Texterin/erfolgreicher Texter
werden wollen. Und arbeiten Sie knallhart.
Entwickeln Sie Ihr eigenes Ausbildungs-
programm (wenn Sie niemanden finden, der Sie
ausbildet)…

Sammeln Sie Werbebriefe. Schreiben Sie sie
ab und ergründen Sie genau, wie einzelne Teile
(Einstieg, Schluss, etc.) geschrieben sind.

Lesen Sie im Internet alles, was Sie über
Ihre Textart finden können.

Laden Sie sich vom Internet gute Werbe-
Beispiele runter, schreiben Sie sie übungs-
halber ab…

Rufen Sie E-Books zu Themen ab, die Sie
interessieren.

Besuchen Sie Schreib-Seminare, möglichst in
den USA. Auch solche Seminare, die nicht direkt
mit Werbung zu tun haben (z.B. Seminare für
Schreiber von Kurzgeschichten und Romanen).

Schreiben Sie viel. Jeden Tag. Egal, was.

Als Leitlinie für Sie als Direct-Mailing-Texter
sollte die typische Ausbildung in den USA
gelten…

Als akademische Qualifikation verlangen dort
Arbeitgeber meist einen Bachelor’s Degree in
English. Akzeptiert werden — an zweiter und
dritter Stelle — auch a) Degrees in Journalism
oder b) in Advertising and Communication.

Wichtig dabei: Ein English-Degree ist was
völlig anderes als ein deutscher MA in
Germanistik. Er basiert auf sehr praxisnahen
Lehrplänen…

Die Studenten lernen alle Basics guten
Schreibens. Sie wählen dann unter Dutzenden
hoch interessanter Kurse aus: Berichte
schreiben, Essays schreiben, Kurzgeschichten
schreiben, Romane schreiben… etc.

Die ganze Palette des Kreativen Schreibens
also. Da werden Dialoge geübt. Der Aufbau einer
Kurzgeschichte. Tipp: Besorgen Sie sich von den
besten Schreib-Colleges Bücherlisten …und
bestellen Sie dann, was Sie interessiert.

Ich schwör’s Ihnen: Diesen Brief fing ich nicht
mit dem Vorhaben an, dass ich Ihnen mein E-Book
»Sieger-Werbebriefe, die wie verrückt verkaufen«
verticke. Aber ich meine, es zeigt Ihnen schon
sehr praxisnah, wie Sie als Texter erfolgreich
sind. Deshalb erwähne ich es hier.

Sehen Sie sich einfach unter
www.coin-sl.com/texter
an, was ich Ihnen zu sagen habe.

Außerordentlich wichtig finde ich auch den
Texterkurs, den Sie hier finden:
www.werbetexten.org
(ich habe dazu keinerlei wirtschaftliche Verbindung,
ich gebe Ihnen diesen Tipp nur als Schreibkollege).

Eines verspreche ich Ihnen:

Es ist ein großer Unterschied zwischen dem
Arbeitsmarkt der Theoretiker, die sich auf ihre
Uni-Diplome verlassen, und dem Arbeitsmarkt der
Praktiker, die sich genau ansehen, was der
Markt braucht, und dann das auch lernen und
praktizieren.

Und am allermeisten erfolgreich sind diejenigen
Schreiber, die mit fast schon drogenhafter
Begeisterung schreiben, schreiben und schreiben
…egal, was Arbeitsmarkts-Experten
prophezeien.

Mit freundlichen Grüßen
Peter J. Beck
www.coin-sl.com/texter

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